Die Welt als Wahn des blinden Gottes

Erstellt: Donnerstag, 10. September 1987 Veröffentlicht: Montag, 10. April 2023 Geschrieben von Hans-Jörg May Drucken E-Mail

 

 Theologische Reflexionen zur Rezeption gnostischer Themen und Motive in Philip K. Dicks Science-Fiction-Roman VALIS

 

I

Ein Hauptcharakteristikum der Epoche, in der wir leben, ist die globale Kommunikation auf wissenschaftlich-technischer Basis. Keiner, auch nicht der Wilde, kann sich dieser universalen Weltkultur entziehen. Die wissenschaftlich-technische Zivilisation bezieht auch noch diejenigen ein, die sie in den Regenwäldern ausrottet.

Den Industriestaaten der westlichen und östlichen Hemisphäre ist dabei eine ungeheuere Wissenschaftsgläubigkeit gemeinsam, ein unreflektiertes Vertrauen, dass unsere naturwissenschaftlichen Erkenntnisse mit den aus ihnen resultierenden technischen Möglichkeiten uns immer neue und größere Chancen zur Gestaltung unseres Selbst und unserer Welt eröffnen.

Der Wissenschaftsglaube gehört nun fast notwendig zur wissenschaftlich-technischen Lebensform selbst. Da mit Beginn wissenschaftlich-technischen Denkens nämlich eine Aushöhlung der christlichen Religion einherging, entstand das Bedürfnis nach einer neuen Lebenswahrheit: die Wissenschaft nahm die Stelle Gottes ein, aus dem rationalen Über-Denken der Potentiale wissenschaftlich-technischer Gestaltung wurde eine absolute Gewissheit. Das Bedürfnis nach neuer Lebenswahrheit erzeugte so einen blinden Glauben an die unbegrenzte Leistungsfähigkeit der technologischen Gesellschaft. (1)

Wenn der Glaube an das technisch-wissenschaftlich Machbare also extrem ausgeweitet wird und Wissenschaft eine das gesamte Leben, ein alle Lebensbereiche maßgeblich gestaltender Faktor wird, bekommt sie quasireligiösen Charakter und wird zum Heilswissen, eben zur Wissenschaftsgläubigkeit. (2)

Hier ergibt sich nun zweifellos ein Bezugspunkt zum gnostischen Denken. Reflektiert sich Wissenschaft als Gläubigkeit, als ein das ganze Leben durchdringendes und prägendes Prinzip der Welterklärung und -gestaltung, dann ist sie eine Form von Gnosis.

Es ist daher zu erwarten, dass in der Science-Fiction-Literatur, die auf wissenschaftlich-technisches Denken rekurriert, gnostische Weltbilder eine große Rolle spielen müssen.

 

WELT ALS GEFÄNGNIS

 

Die Gnosis tritt in der Antike wie heute unter ähnlichen Kulturbedingungen auf. Dem antiken Synkretismus entsprechen die universalen Kommunikationsmöglichkeiten unserer Epoche. Traditionsverlust und ein Überangebot von Lebensmöglichkeiten und Weltdeutungen bedingen eine Kulturkrise und damit verbunden eine Welterfahrung, die geprägt ist vom Gefühl der Orientierungslosigkeit, des Verlusts von Sinn bis hin zur Auffassung von der Welt als einem Ort totaler Sinnlosigkeit, von einer Welt als Gefängnis.

Dieser Kulturkrise wird eine absolute Gewissheit entgegengesetzt, heute etwa das Heilswissen um die "universale Gestaltungskraft technisch-wissenschaftlicher Weltorientierung". (3)

Der amerikanische Science-Fiction-Autor Philip K. Dick, dessen von gnostischen Motiven geprägter Roman VALIS m Folgenden unter den o.g. Aspekten untersucht werden soll, würde nun mit der Charakterisierung "moderner Gnostiker" eine stark verkürzte Interpretation erfahren. Eine solche Titulierung wäre beispielsweise dem Science-Fiction-Schriftsteller L. Ronald Hubbard angemessen, dessen pseudowissenschaftliche Religion weltweit immerhin über sechs Millionen Anhänger gefunden hat, die in der Scientology Church organisiert sind. (4) Nein, Philip K. Dick, der die mythischen Begrifflichkeiten der Antike durch Termini aus dem Bereich wissenschaftlich-technischer Kommunikation ersetzt, reflektiert "seine" Gnosis, er hinterfragt, zweifelt, glaubt und widerruft, er endet aporetisch.

Diesem aporetischen Denken wollen wir uns nun anhand seines VALIS-Romans nähern.

 

II

In einem ersten Schritt soll ein Blick auf Leben und Werk Dicks geworfen werden, um deren ausgeprägte Wechselbeziehungen aufzuzeigen und die autobiographischen Züge des Romans VALIS zu erhellen (5).

Philip K. Dick wurde 1928 in Chicago geboren, zog später mit seiner Familie nach Kalifornien und ließ sich in Berkley nieder, einer Stadt, die als Zentrum der linken Intelligenz in den USA gilt und die ihn tief geprägt hat. Er besuchte die High School und verfasste nebenbei seine ersten Texte. Danach begann er, in einem Schallplattengeschäft zu arbeiten und für Radiosendungen zu schreiben.

1949 heiratete Dick zum ersten Mal, ließ sich ein Jahr später aber wieder scheiden. Im Laufe seines Lebens schloss er fünf Ehen, die alle ziemlich kurz waren und in Scheidungen endeten.

Parallel zu seiner Arbeit belegte er an der Universität Kurse in Philosophie. Nachdem Dick im Oktober 1951 seine erste Kurzgeschichte verkaufen konnte, publizierte er in den fünfziger Jahren eine ungeheuere Zahl von Stories und Erzählungen. 1955 erschien dann auch sein erster Roman SOLAR LOTIERY. (6)

Dick arbeitete in dieser Zeit mit Taschenbuchverlagen zusammen, die miserable Honorare zahlten, den Autor oft alle Rechte an seinem Werk abtreten ließen, ohne dass dieser durch Nachdrucke oder Auslandsausgaben noch einmal zu Geld kommen konnte.

Mitte der fünfziger Jahre wurde Dick auch in Europa entdeckt. Eine Übersetzung ins Russische hatte auf ihn aufmerksam gemacht. Dabei sammelte er zum ersten Mal negative Erfahrungen mit den US-Polizeibehörden. Es gelang ihm nachzuweisen, dass man seinen Briefwechsel mit sowjetischen Stellen geöffnet hatte.

In den folgenden Jahren war Dick aufgrund seiner finanziellen Nöte gezwungen, in schneller Folge zu publizieren. Nebenbei arbeitete er im Juweliergeschäft seiner dritten Frau. Von 1963 bis 1972 erschienen achtzehn zum Teil hervorragende Romane, darunter MARTIAN TIMSLIP, THE THREE STIGMATA OF PALMER ELDRITCH und UBIK. (7)

In Dicks Welten sind die Dinge niemals das, was sie zu sein scheinen. "Zwischen dem Leben und dem Tod liegen (...) Schattenländer, Orte von Halluzinationen, Illusionen, künstlichen Realitäten, zwielichtigem Halbleben und paranoiden Zuständen". (8) Die meisten Protagonisten Dicks sind gewöhnliche Menschen, kleine Leute, Gefangene, Unterdrückte, Opfer einer Gesellschaft, die zu umfassend und komplex für sie ist. Diese Helden müssen immer wieder die Erfahrung machen, dass die gewohnte Ordnung der Dinge zerfällt und Raum und Zeit sich auflösen. Sie kämpfen ständig um ihre Identität und sind auf der Suche nach Erkenntnis der wirklichen Strukturen ihrer Umwelt. Dabei müssen sie aber lernen, dass es keinen Ausweg oder Zufluchtsort aus ihrer chaotischen und psychotischen Welt gibt, sondern dass es nur darum gehen kann, sich irgendwie seine "Identität" zu bewahren – oder die totale Niederlage hinzunehmen und seinem Leben ein Ende zu setzen. Trotz des aus den Fugen geratenen Universums das Leben auszuhalten und zu versuchen, sich Menschlichkeit zu bewahren – dies ist die "Philosophie" der Helden Dicks am Ende ihrer oft leidvollen Wege. (9)

Anfang der siebziger Jahre engagierte sich Dick in den Bürgerrechtsbewegungen und protestierte entschieden gegen die Machenschaften der Nixon-Regierung. 1971 wurde, wie Dick immer wieder in Interviews versicherte, in seinem Haus eingebrochen: die CIA hatte herausgefunden, dass er an einem Buch schrieb, das die USA als Polizeistaat darstellte, und versuchte, das Manuskript zu finden, was nicht gelang, da er es bei seinem Anwalt hinterlegt hatte. Seine Wohnung wurde bei dem vorgetäuschten Einbruch völlig verwüstet und diesbezügliche Ermittlungen der Polizei verliefen ergebnislos. Stattdessen wurde ihm geraten, lieber zu verschwinden, sonst könne es geschehen, dass er eines Tages mit einer Kugel im Rücken aufgefunden werden würde. Dicks politisches Engagement gegen den "modernen Faschismus", so verstand er die gesellschaftlichen Verhältnisse in den USA, war nach diesen Vorfällen gebrochen. (10)

Im Laufe der Zeit hatte Dick auch Kontakte mit der Drogenszene aufgenommen und verbrachte ca. zwei Jahre in diesem Milieu, distanzierte sich dann aber völlig schockiert von den Auswirkungen übermäßigen Drogenkonsums wieder von der Szene. Seine Erfahrungen in diesen Kreisen verarbeitete er vor allem in den Romanen A SCANNER DARKLY und VALIS (11), die 1977 bzw. 1981 erschienen. Nach den Vorfällen mit der CIA, seinem Aufenthalt in der Drogenszene und einer weiteren Scheidung war Dick völlig entwurzelt und unternahm einen Selbstmordversuch, von dem er sich nur langsam wieder erholte.

Im März 1974 erfuhr Dick nach eigener Aussage die Offenbarung einer transzendenten göttlichen Macht, die er VALIS nannte; VALIS soll das Akronym für Voluminöses Aktives Leben des Intelligenz System sein. Hierzu bemerkte Dick in einem Interview:

 

"Und dann, mitten in meinem Leben, als ich nur noch unausweichliches Leiden sah, erschien mir eine seligmachende Vision, die all meine Gefühle des Schreckens und meine Furcht vor der transzendenten Macht des Bösen von mir nahm. Meine seelische Qual wurde einfach von mir genommen, wie durch einen göttlichen Befehl, in einer Einmischung einer psychologisch-mystischen Art, wie ich sie in meinem Roman VALIS beschreibe.

Eine transzendente göttliche Macht, die nicht bösartig, sondern gütig ist, griff ein, um meinen Verstand wieder in Ordnung zu bringen, meinen Körper zu heilen und mir einen Begriff von der Schönheit, der Freude, der Harmonie in der Welt zu geben. Daraus habe ich ein Konzept geschmiedet, das relativ einfach ist und in der Theologie wahrscheinlich als einzigartig dastell.t. Darin sehe ich das Irrationale als uranfängliche Schicht des Universums, es steht am Anfang aller Dinge und stellt in der Ontologie den Ursprung dar. Und diese Irrationalität entwickelt sich zur Rationalität. Die Geschichte des Universums ist eine Bewegung von der Irrationalität – Chaos, Grausamkeit, Blindheit, Sinnlosigkeit- hin zu einer rationalen Struktur, die auf ordentliche und wunderbare Weise harmonisch miteinander verbunden ist. Aus unserem Standpunkt heraus war der ursprüngliche Schöpfer geistig gestört." (12)

1976 durchlebte Dick eine weitere Lebenskrise: seine fünfte Ehe scheiterte, seine finanzielle Situation war katastrophal und er erlitt einen Herzanfall.

 

ANERKENNUNG IN FRANKREICH

 

Das Jahr 1977warseineneigenen Aussagen zufolge der Höhepunkt seines Lebens: er war zu einem Science-Fiction-Kongress nach Frankreich eingeladen worden und stieß dort auf die Anerkennung, die ihm in den USA versagt wurde. Seine Rede, die er als Ehrengast hielt, wurde vom französischen Fernsehen aufgezeichnet und er musste unzählige Rundfunkinterviews geben. Dick fand in Frankreich erstmals Anerkennung als Schriftsteller und nicht nur als (im Kulturleben heute noch vor-verurteilter) "Science-Fiction-Autor". Inzwischen hatte er zahlreiche philosophische und theologische Studien zur Vorbereitung seines Romans VALIS betrieben, der 1981 erschien und in den USA überraschenderweise ein großer Erfolg wurde. In der breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Dick dann weltweit durch die Verfilmung seines 1968 entstandenen Romans DO ANDROIDS DREAM OF

ELECTRIC SHEEP? (13) unter dem Titel BLADE RUNNER (Regie des 1981 produzierten Films führte Ridley Scott). Dicks literarischer und endlich auch finanzieller Durchbruch hatte begonnen, doch konnte er ihn nicht mehr lange genießen: nach zwei Schlaganfällen fiel Dick Anfang 1982 in tiefes Koma und wurde an ein Lebenserhaltungssystem angeschlossen, das die Ärzte am 2.3.1982 abschalteten, als sie keine Gehirnaktivität mehr feststellen konnten.

In VALIS als literarischem Vermächtnis Dicks zeigt sich am deutlichsten seine skeptisch gebrochene Affinität zu gnostischem Denken, was im nächsten Teil zu erarbeiten ist.

 

III

"Wer auf diese Weise Gnosis haben wird, weiß, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie jemand, der trunken war und von seiner Trunkenheit ernüchtert worden ist und, wiederum zu sich zurückgekehrt, sein Eigenes wieder hergestellt hat."

Evangelium Veritatis (14)

VALIS erfüllt die Kategorien eines Romans nur sehr vage – und die der herkömmlichen Science-Fiction-Literatur noch weniger. Es ist eher eine Vermengung theologischer und philosophischer Diskussionen über das Wesen und die Natur Gottes. VALIS porträtiert das angsterfüllte, gequälte Ego des neurotischen Amerikaners Horselover Fat, dem Gott in einer Theophanie begegnet ist.

 

"Nachdem er Gott begegnet war, entwickelte Fat zu ihm eine Liebe, die nicht normal war. Sie war nicht zu vergleichen mit dem Gefühl, das man meint, wenn man sagt, jemand 'liebt Gott'. Bei Fat war sie ein regelrechter Hunger. Er erklärte uns, dass Gott ihn verletzt habe, und dennoch war er süchtig nach ihm wie ein Trinker nach dem Schnaps. Gott, fuhr er fort, hatte einen rosa Lichtstrahl auf ihn abgefeuert, direkt in seinen Kopf, in seine Augen. Vorübergehend war Fat fast blindgewesen, tagelang hatte er Kopfschmerzen gehabt. Es ist leicht, sagte er, den rosa Lichtstrahl zu beschrieben. Er war exakt mit den optischen Phänomenen zu vergleichen, die durch ein Blitzlicht erzeugt werden, in das man hineinsieht. Fat wurde von dieser Farbe verfolgt. Manchmal sah er sie auf einem Fernsehschirm. Er lebte nur für dieses Licht, für diese eine bestimmte Farbe". (15)

Horselover Fat versucht nun, diese Theophanie, das wahre Wesen seiner Umwelt und die Natur Gottes zu verstehen. Als dies zu scheitern beginnt, fängt Fat damit an, eine großangelegte theologische Konstruktion über die Natur Gottes und unserer Wirklichkeit zu erarbeiten: seine Exegese, die er "Tractates Cryptica Scriptura" nennt.

Der zweite Teil des Romans schildert dann Fats Suche nach dem Erlöser. Seine Nachforschungen sind erfolgreich, doch der Erlöser kommt bei einem Unfall ums Leben, so dass Fat am Ende des Romans weiterhin ein Suchender bleibt.

VALIS beschreibt die Entwicklung eines Menschen, den die Begegnung mit dem Tod in den Wahnsinn treibt, die Begegnung mit dem unakzeptablen Tod zweier Menschen, die ihm sehr nahe gestanden haben und deren Leiden und Sterben er verfolgen muss, denen er helfen wollte, was ihn bis an den Rand des Identitäsverlusts bringt, ihn sich schließlich immer mehr im Wahnsinn verfangen lässt, bis er einen Suizidversuch unternimmt. Gloria, eine der beiden Frauen, die bei völlig klarem Verstand· zu sein scheint, begeht Selbstmord. Sherri, eine andere junge Frau, stirbt später an Krebs. (16)

Das tragische Geschehen um Gloria und Sherri bildet den Ausgangspunkt dafür, die Theodizee-Frage zu einer zentralen des Romans zu machen.

"Unser Freund Kevin provozierte ihn immer auf die gleiche Art. 'Was ist mit meiner toten Katze?' fragte Kevin stets. Vor Jahren war Kevin eines Abends mit seiner Katze spazierengegangen. Kevin, dieser Narr, hatte seine Katze nicht an die Leine gebunden, die Katze war auf die Straße gelaufen und von einem Auto überfahren worden. Als er die Überreste der Katze aufhob, lebte sie noch, erbrach Blut und starrte ihn voller Entsetzen an. Kevin erzählte oft: 'Wenn man mich am Jüngsten Tag vor das große Gericht stellt, dann werde ich sagen: ‚Eine Sekunde bitte' und meine tote Katze aus meinem Mantel wickeln. 'Was hast Du dazu zu sagen?' werde ich fragen. Dann malte er sich aus, dass die Katze steif wie eine Bratpfanne sein würde und wie er die Katze am Pfannengriff, dem Schwanz, hochhielt und auf eine befriedigende Antwort wartete.

• Keine Antwort würde dich zufriedenstellen', meinte Fat. 'Es gibt keine Antwort', höhnte Kevin. 'In Ordnung, wenn Gott deinem Sohn das Leben gerettet hat, wieso konnte er dann nicht meine Katze dazu bringen, fünf Sekunden später über die Straße zu laufen? Drei Sekunden später! Hätte das zuviel Mühe gemacht? Aber vermutlich ist eine Katze nicht so wichtig.'

'Aber Kevin', bemerkte ich bei einer Gelegenheit, 'du hättest die Katze doch an die Leine nehmen können'.

'Nein', widersprach Fat, 'er hat recht. Und es quält mich. Für ihn ist die Katze ein Symbol für all das, was er an diesem Universum nicht versteht". (17)

Ein weiterer Hauptcharakter des Romans ist der Science-Fiction-Schriftsteller Phil Dick, der als Protagonist und Ich-Erzähler des Romans übrigens nicht vorschnell mit dem Autor Philip K. Dick gleichgesetzt werden sollte.

Gott selbst war Phil begegnet in Form eines rosa Lichtstrahls, der ihn verletzt und ihm Informationen übermittelt hatte. Diese Erscheinung wird VALIS genannt. Die ersten neun Kapitel des Romans beschreiben Phils Kampf gegen den Wahnsinn, den der Tod der beiden Frauen ausgelöst hat und gegen den Wahnsinn einer Erfahrung, die die Grenzen der Vernunft sprengt. Sollte die Theophanie nur ein Zeichen seines Wahns sein? Phils Methode, mit seiner Krise auch nur irgendwie positiv umgehen zu können, ist es, sein Ego in zwei verschiedene Personen aufzuspalten – was der Leser explizit erst nach mehr als 150 Seiten erfährt. Einen Teil seines Egos projiziert Phil Dick in einen Charakter namens Horselover Fat, einen Menschen, der rational und intellektuell seine Offenbarung verstehen will. Ironischerweise bringt ihn sein Kampf gegen den Wahnsinn, den er führt, indem er sich an die Vernunft, an Rationalität klammert, dem Wahnsinn immer näher.

Den anderen Teil seines Egos belässt Phil in seiner Person, so dass er eine Art von objektiver Betrachtungsweise gewinnen kann, indem er Distanz zu Horselover Fat bewahrt. Er hört sich Fats endlose Theorien an, gibt aber dazu meistens kein Urteil ab, bemerkt nur gelegentlich, dass Fat vollkommen verrückt sei.

"So liegt das Rationale – wie Samenkörner – in der irrationalen Masse verborgen. Welchem Zweck dient die irrationale Masse? Fragen Sie sich, was Gloria durch ihren Tod erreicht hat-nicht in Bezug auf ihren eigenen Tod, sondern in Bezug auf jene, die sie geliebt hatten. Sie zahlte ihnen ihre Liebe mit-nun, mit was zurück? Bösartigkeit? Falsch. Haß? Falsch. Mit Irrationalität? Ja, richtig. Was die Wirkung auf ihre Freunde – solche wie Fat – betraf, so lag ihr keine bewusste Absicht zugrunde, obwohl es einen Sinn gab: einen Sinn ohne Sinn, falls Sie sich das vorstellen können. Ihr Motiv war, kein Motiv zu haben. Wir reden über Nihilismus. Versteckt hinter allen Dingen, selbst hinter dem Tod und dem Willen zu sterben, liegt etwas anderes, und dieses andere ist nichts. Die Grundlage der Realität ist Irrealität-das Universum ist irrational, und es ist nicht auf Treibsand, sondern auf dem Nichts erbaut". (18)

Wie sich im Roman Phils Ego in zwei Personen spaltet, so konstruiert der Autor Philip Dick insgesamt vier Charaktere, die im Grunde genommen vier wesentliche Aspekte des menschlichen Geistes sind. Zu Fat und Phil gesellen sich zwei weitere Männer, die sich an den endlosen theologischen und philosophischen Diskussionen beteiligen: Kevin, ein Atheist und Nihilist, der ständig gegen die Möglichkeit polemisiert, dass vielleicht doch irgendein Sinn im Universum zu finden sei, und David, ein guter Katholik, der ständig den orthodoxen Katholizismus verteidigt. (19)

 

LEID, KRANKHEITUND TOD

 

Diese vier beschäftigt während ihrer Gespräche vor allem die Frage, wie Leid, Krankheit und Tod zu verstehen sind. Dem Autor Dick gelingt es so aufzuzeigen, was für verschiedene Möglichkeiten der Antwort auf diese Frage existieren bzw. geistesgeschichtlich existiert haben.

Fat fertigt inzwischen seine großangelegte Exegese an, die immer wieder vom Ich-Erzähler Dick an bestimmten Punkten der Diskussion in die Erzählung hineingewoben wird.

Der Tod Sherris hatte Fat in einen Selbstmordversuch getrieben und in die psychiatrische Klinik gebracht, in der er so lange blieb, bis er seine geistige Gesundheit wiedererlangt hatte (was immer das heißen mag). Geisteskrank zu sein bedeutet eigentlich, keinen Kontakt mehr mit der realen Welt zu haben, aber wie ist nun die Realität zu definieren? Wenn das, was wir Realität nennen, nur eine IIIusion ist, dann ist derjenige, der davon ausgeht, dass so etwas wie Realität existiert, der wirklich Geisteskranke. Fats göttliche Offenbarung hatte ihm das Wissen um den illusionären Charakter der Wirklichkeit vermittelt. Doch diese Offenbarung könnte auch Einbildung, also Wahnsinn sein. Davon geht Phil aus-Fat behauptet das Gegenteil und beginnt, den Erlöser zu suchen, was die letzten sechs Kapitel von VALIS beschreiben.

Diese bilden insofern einen Kontrast zu den ersten neun Kapiteln, als nicht mehr die theologischen Diskussionen der vier Männer im Mittelpunkt stehen, sondern der Schwerpunkt eher auf Handlungselemente gelegt wird.

Kevin hat einen mysteriösen Science-Fiction-Underground-Film entdeckt, der den Titel VALIS trägt und fordert seine Freunde nun auf, sich den Film ebenfalls anzusehen. (20) Es stellt sich heraus, dass er eine verborgene Botschaft enthalten muss, die die Männer schließlich entschlüsseln· können. Dies führt sie nach Nordkalifornien. Sie entdecken, dass die Wiedergeburt des Messias schon geschehen ist: der Erlöser – ehemals Dionysos, Elias, Jesus – ist wiedergeboren worden, dieses Mal in der Gestalt der kleinen Tochter der beiden Rockstars. Eric und Linda Lampton. Der Name des Mädchens ist bezeichnenderweise Sophia. Dazu ist anzumerken, dass es in der altorientalischen Weisheit die Vorstellung von der urzeitlichen Existenz einer als Person gedachten Weisheit – griechisch "Sophia" – gab, die Liebling des höchsten Gottes ist. Diese Vorstellung findet sich auch im Alten Testament in den Sprüchen Salomos Kapitel 1-9, die aus dem 4. Jahrhundert v. Ch. stammen (vgl. besonders SprS,22-31). Auf diesem Hintergrund ist zu verstehen, dass Dick die Erlösergestalt in VALIS Sophia nennt. Phils seelische Krankheit wird nun durch die Begegnung mit Sophia sofort geheilt, seine Schizophrenie löst sich auf: Fat, der selbstquälerische, leidende Teil seines Egos verschwindet

 

HORSELOVER FAT= PHILIPDICK

 

Am Rande sei hier auf das interessante, in den beiden Namen gelegene Wortspiel verwiesen: Horselover Fat ist eine ÜberSetzung des griechischen "Philip" (Liebhaber von Pferden) und des deutschen "dick" ins Englische.

Sophia, die Erlöserin in Mädchengestalt, erteilt der kleinen Gruppe von "Gläubigen" einen Verkündigungsauftrag.

"Nun gebe ich euch eure Aufgabe. Ihr werdet hinausziehen in die Welt, und ihr werdet das Kerygma verbreiten, das ich euch auferlege. Hört mir zu: Ich sage euch, und es ist wahr, dass die Tage des Bösen enden werden und der Sohn des Menschen auf dem Richterstuhl sitzen wird. Dies geschieht so sicher, wie die Sonne aufgeht. Der verschlagene König wird kämpfen und verlieren, trotz all seiner List. Er verliert, er hat verloren. Er wird immer verlieren, und jene, die ihm dienen, werden in die Finsternis stürzen und dort in alle Ewigkeit verbannt sein. Ihr lehrt das Wort des Menschen. Der Mensch ist heilig, und der wahre Gott, der lebendige Gott, ist der Mensch selbst. Ihr sollt keine anderen Götter als euch selbst haben; die Zeiten, in denen ihr an andere Götter geglaubt habt, sie enden jetzt, und sie enden für irnmer". (21)

Hier könnte der Roman jetzt mit einem heilsgeschichtlichen "Happy End" zum Schluss geführt werden – doch so etwas gibt es in den Arbeiten Dicks höchst selten, dazu nimmt er seine Fragestellungen zu ernst.

Etwas Unerwartetes, Tragisches geschieht, gerade zu der Zeit, als Phil durch die Begegnung mit Sophia von ekstatischer Freude erfüllt war. Sophia wird bei einem Unfall von Mini, einem Freund ihrer Eltern, der ebenfalls mit VALIS Kontakt hatte und gerade mit einer neuen elektronischen Ausrüstung zur Herstellung synthetischer Musik experimentierte, getötet. Durch diese erneute Begegnung mit dem Tod – mit dem Tod einer Gottheit! – erwacht Fat zu neuem Leben und alle Zweifel und Verwirrungen erfüllen erneut Phils Ego.

Die Theophanie bleibt nun doch ungeklärt, die theologischen Diskussionen beginnen von neuem:

"'Also ist der wahre Name der Religion

Tod', flüsterte Fat. 'Der geheime Name', so bestätige ich. 'Du hast es erfasst. Jesus starb, Asklepios starb-und sie haben Mani grausamer als Jesus getötet, aber es kümmert niemanden; niemand erinnert sich auch nur daran. In Südfrankreich hat man die Katharer zu Zehntausenden abgeschlachtet. Im Dreißigjährigen Krieg starben Hunderttausende Menschen, Protestanten und Katholiken – sie wurden niedergemetzelt. Tod ist der wahre Name der Religion, nicht Gott. nicht der Erlöser, nicht Liebe-Tod. Kevin hat recht mitseiner toten Katze. Alles ist in dieser toten Katze enthalten. Der Große Richter kann Kevins Fragen nicht beantworten. 'Warum ist meine Katze gestorben?' Antwort: 'Ich will verdammt sein, wenn ich

das weiß'. Es gibt keine Antwort-es gibt nur ein totes Tier, das lediglich die Straße

überqueren wollte. Wir sind alle Tiere, die nur die Straße überqueren wollen, bis uns jemand überfährt. Wir erreichen unser Ziel nie. Geh und frag Kevin. 'Deine Katze war dumm.' Wer hat die Katze erschaffen? Warum hat er die Katze dumm gemacht? Konnte die Katze etwas aus ihrem Tod lernen, und wenn ja, was hat sie daraus gelernt? Hat Sherri etwas aus ihrem

Krebstod gelernt? Hat Gloria irgend etwas ..."'22

Alle Fragen, die sich durch den ganzen Roman gezogen haben, bleiben ungeklärt und Fat beginnt seine Suche nach dem Erlöser von neuem, während Phil – that's American way of life – zu Hause vor dem Fernseher wartet

In den unzähligen philosophischen und theologischen Diskussionen und Überlegungen in VALIS beruft sich Phil Dick/Horselover Fat immer wieder auf bestimmte gnostische oder christliche Texte, wobei sich in diesen allgemein bekannten Texten dann Passagen finden, die nur der Eingeweihte richtig verstehen, deren wahre Tiefe nur er erschließen kann. Dies ist die typisch gnostische Art der Exegese: "man unterlegt einer Textaussage einen oder gar mehrere tiefere Sinngehalte, um sie für die eigene Lehre in Anspruch nehmen zu können oder ihren inneren Reichtum aufzuweisen. Diese Methode ist in der Gnosis ein Hauptmittel, unter dem Deckmantel der älteren Literatur-vor allem der heiligen und kanonischen – die eigenen Vorstellungen vorzuführen. (...) Man kann regelrecht von einer 'Protest-Exegese' sprechen, insofern sie dem äußeren Wortlaut und herkömmlichen Verständnis zuwiderläuft". (23) Die sogenannte gnostische Gegen-Exegese hat ihre positive religionsgeschichtliche Aufnahme bei Ernst Bloch gefunden, der hier besonders den sich gegen alles Theokratische, von Oben Gesetzte wendenden prometheisch-rebellischen Gehalt solcher Interpretationen herausgearbeitet hat. Gnostische Protest-Exegese, z. B. der Schlangen-Mythos der Ophiten-Sekte, führt nach Bloch das ins himmlische Droben Verschleuderte wieder näher an den Menschen und seine Intention, das Sein-Wollen wie Gott, heran. (24). Dieses findet sich auch bei Dick, wenn er seine Erlösergestalt verkündigen läßt: "Der Mensch ist heilig, und der wahre Gott, der lebendige Gott, ist der Mensch selbst". (25)

In VALIS spielen gnostische Gedanken und Texte nicht nur implizit, sondern auch explizit eine herausragende Rolle, werden von Dick interpretiert, in das vorgestellte theologische Konzept wie in den Handlungsablauf des Romans integriert. Der 1945 in Nag Hammadi/Chenoboskion gemachte Fund von dreizehn koptischen Büchern mit überwiegend gnostischen Texten erhält bei ihm heilsgeschichtliche Bedeutung, bekommt eine quasisoteriologische Funktion. So lautet Exegese Nr. 24 der "Tractates":

"Wie Saatkörner, die auf den Frühling warten, als lebendige Information, schlummert das Plasmat in der verbrannten Kodexsammlung von Chenoboskion bis zum Jahre 1945 A2. Dies hat Jesus mit seinem Gleichnis von dem Senfkorn gemeint, das, wie er sagte, 'zu einem großen Baum wachsen wird, in dem die Vögel nisten können'. Er sah nicht nur seinen eigenen Tod voraus, sondern den aller Homoplasmaten. Er sah voraus, dass der Kodex ausgegraben und gelesen und dass das Plasmat neue menschliche Wirte suchen werden würde, um sich mit ihnen zu vereinigen, aber er wusste, dass das Plasmat zweitausend jahrelang verschollen bleiben würde". (26)

Im Folgenden wollen wir uns dem gnostischen Denken der Antike zuwenden, um uns die Verarbeitung gnostischer Motive und Themen im wissenschaftlich-technischen Zeitalter – exemplarisch dargestellt durch die Untersuchung von Dicks VAUS-vor Augen zu führen.

 

IV

"Wer hat mich aus meiner Stätte und meinem Orte weg gefangen genommen, aus dem Kreise meiner Eltern, die mich großzogen?"

"Warum habt ihr mich von meinem Orte weg in die Gefangenschaft gebracht und in den stinkenden Körper geworfen?" Aus der mandäischen Ginza. (27)

 

KRISE DER WEISHEIT

 

Gnostisches Denken beruht auf den Erfahrungen des Verlusts einer sinnreichen Wirklichkeit; die Welt und so auch der menschliche Körper werden als Gefängnis, als Ort der Sinn- und Heillosigkeit empfunden. Einige gnostische Grundgedanken in Bezug auf die Einstellung des Menschen zur Welt, auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit finden sich schon im Alten Testament im Bereich der jüdischen Weisheitsliteratur, die als "Krise der Weisheit" oder "Skepsis" bezeichnet wird, also vor allem in den Büchern Hiob und Kohelet.

"Wenn ich hoffe, ist die Unterwelt mein Haus, im Dunkel breite ich hin mein Lager. Zur Grube sage ich 'Meine Mutter' und 'Meine Schwester' zum Gewürm. Wo denn ist für mich noch Hoffnung, und mein Glück-wer kann es schauen? Kommet es hinab mit mir zur Unterwelt, oder fahren wir zusammen in den Staub?"

Hi 17,13-16

"Wie ist alles so nichtig! spricht der Prediger. Wie ist alles so nichtig! es ist alles umsonst!"

Koh 1,2

"Sein Leben lang hat er (d. i. der Mensch) nur Schmerzen und Verdruss, auch bei Nacht hat sein Herz keine Ruhe."

Koh2,23

"Und wiederum sah ich all die Bedrückungen, die unter der Sonne geschehen, sah die Tränen der Unterdrückten fließen, und niemand tröstete sie; von der Hand ihrer Bedrücker erlitten sie Gewalt, und niemand tröstete sie."

Koh4,1

 

Der psychologische Hintergrund der antiken Gnosis ist eine negative Wirklichkeits- und Selbsterfahrung. Ihr religiöser Gehalt wird daher nicht zu einer "Ideologie bloßer Anpassung", sondern zu einer "Theologie der geistigen Auflehnung gegenüber der vorfindlichen Welt überhaupt, die einem Verhängnis und einem Gefängnis gleicht". (28)

Von einer vergleichbaren Welt- und Selbsterfahrung geht der Existentialismus des 20. Jahrhunderts aus. So führt Albert Camus in "Der Mythos von Sisyphos" aus:

"Eine Welt, die sich – wenn auch mit schlechten Gründen – deuten und rechtfertigen lässt, ist immer noch eine vertraute Welt. Aber in einem Universum, das plötzlich der Illusionen und des Lichts beraubt ist, fühlt der Mensch sich fremd. Aus diesem Verstoßen-Sein gibt es für ihn kein Entrinnen, weil er den Erinnerungen an eine verlorene Heimat oder der Hoffnung auf ein gelobtes Land beraubt ist". (29)

Gnosis beruht auf dem Gefühl des Geworfen-Seins, dem Gefühl der Abhängigkeit von undurchschaubaren Mächten und Gewalten, von nicht zu durchdringenden Strukturen. Hieraus entwickelt sich die Vorstellung von der Welt als einem Gefängnis. Aus diesem Gefängnis befreit werden kann der Mensch allein durch Gnosis, durch "die Erkenntnis als Rückerinnerung an das eigentliche Wesen und die eigentliche Herkunft des wahren menschlichen Seins (= Lichtfunkens) aus der himmlichen Lichtwelt". (30) Diese Vorstellung, dass erworbenes Wissen lediglich Erinnerung an Ewig Unvergängliches eines Urstands ist, entstammt der Anamnesis-Lehre Platons, wie er sie in den Dialogen Phaidon, Menon und Theaitetos ausführt. Die Motive des Vergessens und der Rückerinnerung finden sich in gnostischen Texten und in VALIS wie folgt:

"Das Vergessen ist nicht beim Vater entstanden, obwohl es im Hinblick auf ihn entstanden ist. Das, was aber in ihm entsteht, ist die Gnosis, die geoffenbart wurde, damit das Vergessen vernichtet werde und damit sieden Vater erkennen. Da einmal das Vergessen entstanden ist, weil sie den Vater nicht erkannten, so wird dann, wenn sie den Vatererkennen, das Vergessen hinfort nicht mehr entstehen."

Evangelium Veritatis (31)

"Ich entsann mich, dass ich ein Königssohn sei und dass meine Freiheit nach Verwirklichung dränge. Ich erinnerte mich an die Perle, um derentwillen ich nach Ägypten gesandt worden war, und ich begann, den laut schnaubenden Drachen zu beschwören. Ich versenkte ihn in Schlummer und Schlaf, da ich den Namen meines Vaters über ihm aussprach und den Namen unseres Zweiten und den meiner Mutter, der Königin des Ostens. Und ich ergriff die Perle und wandte mich um, in mein Vaterhaus zurückzukehren. Und ich zog ihr schmutziges und unsauberes Gewand aus und ließ es in ihrem Land zurück. Und ich nahm meinen Weg zum Licht unseres Landes, zum Osten."

Das Perlenlied (32)

 

"Wir müssten in der Lage sein, diese Informationen zu verstehen oder sie zumindest als neutrale Stimme in unserem Innern wahrzunehmen. Aber irgendetwas ist schiefgegangen. Die ganze Schöpfung ist Sprache, die wir aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen in der äußeren Erscheinungsform nicht entziffern und im Innern nicht hören können. Deshalb behaupte ich, dass wir Idioten geworden sind. Etwas ist mit unserer Intelligenz geschehen. Dies ist meine Schlussfolgerung: Die zu einem Mustergeordneten Teile des Heiligen Geistes stellen eine Sprache dar. Wir sind Teil des Heiligen Geistes, deshalb sind wir auch Sprache. Aber wieso wissen wir dann nicht? Wir wissen nicht einmal, was wir sind, ganz zu schweigen von der äußeren Realität, zu der auch wir zählen. Der Ursprung der Idiotie ist in der Einsamkeit zu suchen. Wir alle sind einsam und von den Gedanken des Heiligen Geistes getrennt; nur noch auf unterbewusster Ebene besteht Kontakt. Deshalb findet unser wirkliches Leben und Sterben unterhalb der Bewusstseinsschwelle statt."

Dick, VALIS: Tractates Nr. 37 (33)

 

BÖSARTIGER SCHÖPFER

 

Zu den Grundstrukturen gnostischen Denkens gehört ein ausgeprägter Dualismus: Licht und Finsternis, Gut und Böse, Geist und Materie werden einander entgegengesetzt. Der gnostische Schöpfungsmythos berichtet, dass nicht der unbekannte, transzendente, oberste Gott die Welt erschaffen hat, sondern ein Demiurg, ein untergeordneter, unvollkommener, bösartiger Schöpfer, der in der Regel mit dem Gott des Alten Testaments, mit Jahwe identifiziert wird.

Die Welt ist entstanden in einem Kampf zwischen Licht und Finsternis, wobei die Lichtfunken des höchsten Gottes in die verschiedenen Formen der Materie, so auch in den Menschen, gesperrt wurden. Die Menschen haben nun, wie oben beschrieben, ihre wahre göttliche Natur vergessen, dennoch bleiben sie wesenhaft göttlicher Natur.

Die Welt des Chaos und der Finsternis, in der wir leben, wurde hingegen von dem blinden, gar bösen Schöpfergott gebildet. Diesen fatalen Weg zur Schöpfung will der wahre Gott wieder rückgängig machen. Dabei setzt er beim Menschen, dem ja ein göttlicher Lichtfunke innewohnt, an: durch Gnosis kann dieser die Schöpfung durchschauen und zum höchsten Gott zurückkehren.

Dick nimmt bewusst die Demiurg-Vorstellung auf, zitiert dabei gnostische Texte und ersetzt die Metaphern "höchster Gott" und "blinder Schöpfer", die dem mythischen Weltbild der Antike entstammen, durch "Rationalität/Vernunft" und "Irrationalität/Geistesgestörtheit", also psychologisierende Begriffe aus dem Bereich technisch-wissenschaftlicher Kommunikation.

"Er (d. i. der Demiurg) sprach: 'Ich bedarf niemandes.' Er sprach weiterhin: 'Ich bin Gott, und es gibt keinen anderen außer mir.' Als er aber dies sagte, sündigte er gegen allen Unsterblichen, die es aufnahmen und ihm bewahrten. Als nun die Pistis die Gottlosigkeit des großen Herrschers sah, wurde sie zornig. Unsichtbar sprach sie zu ihm: 'Du irrst dich, Samael' – d.h. 'der blinde Gott'. Ein unsterblicher lichter Mensch ist vor dir da, der sich in euren Gebilden kund tun wird. Er wird dich zertreten, wie Töpferton gestampft wird, und du wirst mit den Deinigen zu deiner Mutter, dem Abgrund, hinabgehen. Denn am Ende eurer Werke wird der ganze Mangel aufgelöst werden, der aus der Wahrheit in Erscheinung getreten ist. Er wird vergehen und wird wie das, was nicht geworden ist, werden". (34)

"Die erregendste Erkenntnis, zu der Fat gekommen war, war sein Konzept eines irrationalen und von einem irrationalen Geist, der Schöpfergottheit, beherrschten Universums. Falls man das Universum als rational und nicht als irrational ansah, dann musste ein Eindringling irrational wirken, da er nicht hineinpasste. Aber Fat, der alles umgekehrt hatte, erkannte, dass das Rationale in das Irrationale einsickerte. Das unsterbliche Plasmat hatte unsere Welt unterwandert, und das Plasmat war vollkommen rational – im Gegensatz zu unserer Welt". (35)

Anhand der Begriffe "Plasmat" und "Information", auf die die vorangegangenen Zitate aus Dicks VALIS schon aufmerksam machten, soll nun gezeigt werden, wie er mythische Metaphern in technisch-wissenschaftliche Sprachzusammenhänge transformiert. Das griechische Wort heißt übersetzt 'Gebilde'; in 'Information' stecken die lateinischen Begriffe 'forma' und 'informatio', was wiederum eine Übertragung des griechischen 'Gestalt' ist. Information als 'In-forma-sein' ist also zu paraphrasieren mit 'Ins wahre Wesen kommen' oder auch 'Ins wahre Wesen bergen'. (36) Zugleich ist 'Information' aber auch ein Begriff der modernen Kybernetik.

Die ethymologische Untersuchung der Vokabel 'Information' belegt, dass Dick mit ihr den "mystischen" Vorgang eines Kontakts mit einer Erlösergestalt (Plasmat) beschreibt- technisches Vokabular dient der Erhöhung der Glaubwürdigkeit der Beschreibung mystischer Erscheinungen.

Der Erlöser/das Plasmat inkarniert sich als VALIS in dem kleinen Mädchen Sophia, das die Schizophrenie des Protagonisten Phil heilt, ihm durch seine Existenz den Beweis für das Vorhandensein einer guten transzendenten Macht liefert und ihm somit einen Begriff von der Schönheit und der Harmonie des Universums vermittelt.

Dies führt uns zur Frage des soteriologischen Ansatzes im gnostischen Glaubenssystem. Das Wissen um die wahren anthropologischen und kosmologischen Zusammenhänge bringt hier nicht erst, sondern ist bereits Erlösung. Gnosis wird geoffenbart durch Boten oder Gesandte des höchsten, aber unendlich fernen Gottes bzw. durch eine Erlösergestalt. Dieser Erlöser ist bei Dick das unsterbliche Plasmat, das in der Geschichte der Menschheit als Asklepios, Mose, Elias oder Jesus erschienen ist, identisch mit dem Heiligen Geist ist und von der Psyche (=ferner Gott) des gesunden Hyperuniversums (= Reich des Lichts) gesandt wurde, um das geistesgestörte Hyperuniversum II (= Reich der Finsternis), das Leid, Krankheit und Tod in unserer Welt verursacht, zu heilen. (37)

Der gnostische Erlöser ist eine himmlische Lichtgestalt, die den Kosmos, das Reich der Dämonen, durchschreitet, indem sie sich in Lumpen hüllt und so nicht als Teil der Lichtwelterkannt wird. In abgewandelter Form ist dieses Motiv auch im Prolog des Johannesevangeliums verarbeitet worden. Die Erlösergestalt tritt in die Welt der Menschen ein und klärt sie über ihr wahres Selbst auf, weckt die Schlafenden und lässt den ihnen innewohnenden göttlichen Lichtfunken aufleben. (38)

"Steh auf, steh auf, Seele, steig zu deiner Urheimat empor. Zu deiner Urheimat steig empor, zu dem Orte, aus dem du gepflanzt wurdest, zu dem Orte, aus dem du gepflanzt wurdest, zu dem Orte, aus dem du wurdest gepflanzt, zu deiner guten Wohnung der Uthras."

Aus der marandäischen Ginza (39)

 

GRENZENLOSER JUBEL

 

Zwar basiert die Gnosis auf einem äußerst pessimistischen Weltbild, arbeitet mit Bildern wie Fremde, Finsternis, Fall, Geworfensein, Betäubung, Schlaf, Trunkenheit und Gefängnis, doch herrscht als Folge der Offenbarung auch grenzenloser Jubel und unbeschreibliche Freude aufgrund der Tatsache, dass der Gnostiker weiß, dass sein tiefster Kern Teil der Lichtwelt des höchsten Gottes ist. Diese Sehnsucht nach ewiger Freude empfindet auch Fat in VALIS, wenn er einer Vision, die das Leben der Urchristen beinhaltet, folgendermaßen Ausdruck verleiht:

 

"Sie waren alle glücklich, überglücklich, und bereiteten sich darauf vor, ihn (d.i. Jesus) willkommen zu heißen. Die Rückkehr des Bräutigams. Sie waren so gottverdammt ausgelassen, Phil, überglücklich und aufgeregt, und alle liefen durcheinander. Sie liefen aus dem Schwarzen Eisernen Gefängnis und lachten und lachten. Sie hatten es in die Luft gejagt, Phil, das ganze Gefängnis. Es in die Luftgejagt und warengeflohen ... und sie liefen und lachten und waren ganz und gar glücklich, vollkommen glücklich. Und ich war einer von ihnen. (...) Ich vermisse ihn (d. i. der Erlöser), Phil, ich vermisse ihn so sehr. Ich möchte bei ihm sein, ich möchte seine Hand auf meiner Schulter fühlen. Niemand sonst kann mir das geben. Ich habe ihn gesehen – einen Teil von ihm – und ich möchte ihn wiedersehen. Diese Liebe, diese Wärme – seine Freude, dass ich es bin, dass er mich sieht, mich wiedererkennt. Er hat mich wiedererkannt!" (40)

Die unendliche Sehnsucht nach einer Aufhebung des Mangels, des Gespaltenseins, der Zerissenheit, nach Ganzheitlichkeit, Einheit, Harmonie und Vollendung gehört zum Grundtenor gnostischen Glaubens.

 

"O wie groß ist die Freude, die den Vollendeten bereitet ist."

Aus dem koptischen Psalmbuch41 "Mein Vater, das freudvolle Licht, das freudvolle Licht, das ruhmreiche, mein Vater, das freudvolle Licht, das freudvolle, das gesegnete Licht, mein Vater, das freudvolle Licht, das freudvolle, das geehrte Licht."

Aus den Thomaspsalmen (42)

 

Auf die existentiellen Grundfragen:

"Wer waren wir? Was sind wir geworden? Wo waren wir? Wohin sind wir geworfen?

Wohin eilen wir? Wovon sind wir befreit?" (43) versuchte gnostische Theologie dem an seinem Selbst- und Weltverständnis (ver-)zweifelnden antiken Menschen eine Antwort zu geben – Dick kann aufgrund der Kulturkrise des 20. Jahrhunderts das gnostische Glaubenssystem übernehmen, indem er es in das Gewand des quasireligiösen wissenschaftlich-technischen Denkens kleidet, und in einem Science-Fiction-Roman verarbeiten.

 

V

Im Vorhergehenden wurde schon angesprochen, inwiefern unser wissenschaftsgläubiges Zeitalter Parallelen zum antiken gnostischen Denken aufweist. Die Gnosis entwickelte sich auf dem Boden einer negativen Wirklichkeits- und Selbsterfahrung, welche das Bedürfnis nach einem absoluten Heilswissen erzeugte. Der Verlust der Erfahrung von Sinn und eine innere Leere sind auch die menschlichen Grunderfahrungen der Epoche, in der wir leben.

Paul Tillich beschreibt die Grundzüge eines auf dieser Basis ansetzenden Existentialismus wie folgt:

"Der Mensch des 20. Jahrhunderts hat eine sinnvolle Welt verloren und ein Selbst, das aus einem geistigen Zentrum in Sinnbezügen lebt. Die vom Menschen geschaffene Welt der Dinge hat den, der sie schuf, verschlungen, er hat in ihr seine Subjektivität verloren. Er ist das Opfer seiner eigenen Geschöpfe. Aber der Mensch weiß noch, was er verloren hat und ständig verliert. Er ist noch Mensch genug, um seine Entmenschlichung in seiner Verzweiflung zu erfahren. Er weiß zwar keinen Ausweg, aber er versucht, seine Menschlichkeit dadurch zu retten, dass er diese ausweglose Situation zum Ausdruck bringt. Er reagiert auf sie mit dem Mut der Verzweiflung, dem Mut, diese Verzweiflung auf sich zu nehmen und der radikalen Drohung des Nichtseins durch den Mut, man selbst zu sein, zu widerstehen." (44)

 

Philip Dick schildert in VALISwie in vielen  seiner anderen Romane ein aus den Fugen geratenes Universum, in dem der Einzelne keinen Sinn, keine Heimat finden kann und daran verzweifelt Aber auf diese existentielle Infragestellung des Menschen gibt es bei Dick keine endgültige, allesumfassende Antwort. Zwar entwickelter eine unserem modernen Bewusstsein angepasste gnostische Theologie, die gnostische Themen und Motive dem mythischen Weltbild der Antike entnimmt und in das wissenschaftlich-technische Weltverständnis unserer Zeit hineinwebt, so dass ein attraktives und unter bestimmten Voraussetzungen akzeptables Glaubenssystem entsteht. Doch wird in Dicks Werk erkenntlich, dass damit der existentielle Zweifel nicht ausgeräumt werden kann – er endet aporetisch -, sondern dass es darum geht, der Sinnlosigkeit standzuhalten in einem "Akt des absoluten Glaubens", denn"... die Angst, die unsere Zeit charakterisiert, (ist) die Angst des Zweifelns, die Angst vor Leere und Sinnlosigkeit (...). Wir fürchten, den Sinn unserer Existenz verloren zu haben oder ihn verlieren zu müssen". (45)

Diese Situation wird von Dick in seinem Science-Fiction-Roman VALIS literarisch angemessen verarbeitet, in einem Roman, den Uwe Anton im Nachwort als "traurig und bedrückend, zynisch und sanft, mystisch und nüchtern, religiös und blasphemisch". (46) charakterisiert. 

 

GNOSTIC THEOLOGY DISCUSSED INCALIFORNIASTREET LANGUAGE

 

Zwar wurde Dick bisweilen vorgeworfen, VALIS sei schlampig geschrieben und stilistisch unakzeptabel. Aber gerade diese fremd wirkende Kombination – "Gnostic theology discussed in California street language" (47) – macht einen besonderen Reiz der Lektüre aus und entspricht Inhalt wie Intention des Romans. Es bleibt noch der Hinweis auf eine bei den bisherigen Dick-Interpretationen unberücksichtigte literaturgeschichtliche Parallele, die sich in Daniel Paul Schrebers "Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken" (Erstveröffentlichung: Leipzig 1903) findet. Schreber, langjähriger Patient der Nerven-Klinik, litt an Paranoia und versuchte – wie später Dick – seine psychische Erkrankung religiös zu interpretieren: auch Schreber nimmt Bezug auf gnostische Theologie. (48) In den "Denkwürdigkeiten" wie in VALIS werden bei der Kontaktaufnahme mit der Gottheit Nerven angezapft. VALIS schildert, dass Gott rosa Lichtstrahlen auf Phil/Fat abfeuert, die direkt in sein Gehirn dringen und ihn einerseits verletzen, andererseits das Gefühl von Liebe und Wärme vermitteln und ihm Informationen über nie zuvor Gewusstes liefern. Ähnlich skizziert Schreber seine Kontaktaufnahme mit einer Gottheit:

"Gott ist von vornherein nur Nerv, nicht Körper, demnach etwas der menschlichen Seele Verwandtes. Die Gottesnerven sind jedoch nicht, wie im menschlichen Körper nur in beschränkter Zahl vorhanden, sondern unendlich oder ewig. Siebesitzen die Eigenschaften, die den menschlichen Nerven innewohnen, in einer alle menschlichen Begriffe übersteigenden Potenz. Sie haben namentlich die Fähigkeit, sich umzusetzen in alle möglichen Dinge der erschaffenen Welt; in dieser Funktion heißen sie Strahlen; hierin liegt das Wesen des göttlichen Schaffens". (49)

Das Nervenanzapfen wird von Schreiber und Dick als Verletzung empfunden, als eine "Noth, dass Gottes Arm dir eine Wunde schlage" (50), bevor der stille Gottesfrieden aus Not und Schmerz erlöst. Es gibt eine große Zahl von Vergleichspunkten in beiden Werken, deren Erarbeitung den Rahmen dieser Arbeit jedoch sprengen würde. zusammenfassend ist festzustellen: die Kombination von einem Lichtgott und dem in der Materie gefangenen Licht wird bei Dick wie bei Schreber nicht wie in der Antike kosmologisch gedeutet, sondern die Licht-Materie-Relation wird neurologisch interpretiert. Schreber blieb Zeit seines Lebens in seinen Wahnvorstellungen gefangen, die "Denkwürdigkeiten" wurden zur Fallstudie der Untersuchungen von Paranoia-Erkrankungen. VALIS muss (nicht nur, aber vor allem auch) aufgrund des aporetischen Endes eine andere Interpretation erfahren. Schrebers Versuch, seine psychische Erkrankung durch die religiöse Deutung zu bekämpfen, misslang, weil ineinem solchen extremen Fall kein esoterisches Heilswissen, sondern nur eine Psychotherapie, die zum "Mut zum Sein" (Paul Tillich) erzieht, zum Heil, zum Ganz-Sein führen kann. Auch Dick leidet unter psychischen Erkrankungen, doch sein schizophrenes Hin-und Hergerissensein zwischen seinen religiösen Wahnvorstellungen und deren kritischer Analyse sowie seine endliche Aporie weisen einen Weg hin zum bejahenden Aushalten, ja Annehmen der existentiellen Bedrohungen des Zweifels und der Sinnlosigkeit. Wahrer Mut zum Sein nimmt die Angst vor der Sinnlosigkeit auf sich, hält die existentielle Infragestellung aus, ohne sie durch die Akzeptanz eines Heilswissens zu verdrängen. "Der Mut zum Sein gründet in dem Gott, der erscheint, wenn Gott in der Angst des Zweifels untergegangen ist". (51)

 

Anmerkungen:

1 vgl. Erich Fromm, Die Revolution der Hoffnung. Für eine Humanisierung der Technik. Frankfurl/M., Berlin, Wien 1982. S. 38-57, bes. S. 50f.

2 vgl. Linus Hauser, Manichäismus als Science Fiction. Religionsgeschichtliche Reflexionen zum Lensmen-Kosmos des E. E. Smith. In: Luk de Vos, Just The Other Day. Antwerpen 1985, S. 523-540.

Hier: S. 523.

3 a.a.O., S. 537.

4 vgl. dazu Friedrich-Wilhelm Haack, Jugendreligionen. Ursachen, Trends,Reaktionen. München 1979. S. 147-182.

5 Die biographischen Anmerkungen beruhen auf den Angaben in: MichaelNagula, Philip K. Dick-Ein Blick auf Leben und Werk. In: Philip K. Dick, Eine Spur Wahnsinn. Phantastis�he Geschichten. Herausgegeben und eingeleitet von Michael Nagula. Darmstadt und Neuwied

1986, s. 166-172.

6 deutsch als: Philip K. Dick, Hauptgewinn: die Erde. Bergisch-Gladbach1985.

7 deutsch als: Philip K. Dick, Mozart für Marsianer, Frankfurt/M. 1982; Philip K. Dick, LSD-Astronauten, Frankfurt/M. 1980; Philip K. Dick, UBIK, Frankfurt/

M. 1977.

8 Brian W. Aldiss, Der Millionen-Jahre-Traum. Die Geschichte der Science Fiction. Bergisch-Gladbach 1980. S. 409f.

9 vgl. zum Thema des Menschen, der in einer undurchschaubaren, für ihn zu komplexen Gesellschaft lebt die Erzählungen von J. D. Salinger, Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute und Seymour wird vorgestellt (1955/1959), Reinbek bei Hamburg 1968.

10 Diese Ereignisse, die von Dick immer wieder hervorgehoben wurden, trugen dazu bei, dass er für viele seiner Leser zur Kultfigur wurde. Sie sind auch immer wieder in den Klappentexten und Nachworten der verschiedenen Auflagen des betreffenden Romans "Flow my Tears, the Policeman said" (deutsch als Philip K. Dick, Eine andere Welt, München 1977 und 1984) besonders hervorgehoben worden. Ob Dicks Angaben wirklich zutreffen, bleibt offen.

11 deutsch als: Philip K. Dick, Der dunkle Schirm, Bergisch-Gladbach 1980; Philip

K. Dick, VAUS, Rastatt 1984.

12 Charles Platt, Ein Hauch von Genie-oder Wahnsinn. Charles Platt im Gespräch mit Philip K. Dick.In: Dick, Eine Spur Wahnsinn, S. 146-165. Hier: S.158f.

13 deutsch als: Philip K. Dick, TräumenRoboter von elektrischen Schafen? Düsseldorf 1969.

14 zitiert nach: Robert Haardt, Die Gnosis. Wesen und Zeugnisse. Salzburg 1967, S. 178.

15 Dick, VAUS, S. 22f.

16 vgl. Patricia S. Warrick, Philip K. Dick's Answers To The Eternal Riddles. In: Robert Reilly, The Transcendent Adventure. Studies of Religion in Science Fiction and Fantasy. Westport, Connecticut, 1985. S. 107-126. Hier: S. 111.

17 Dick, VAUS, S. 30f.

18 a.a.O., S. 85.

19 vgl. Warrick, S. 112.

20 vgl. dazu bei Hermann Hesse, Der Steppenwolf (1927), Frankfurt/M. 1974, die Motive "Magisches Theater" (S. 45 und 190ff) und "Bildersaal ... der Seele" (S. 191).

21 Dick, VAUS, S. 235f.

22 a.a.O., S. 262.

23 Kurt Rudolph, Die Gnosis. Wesen und Geschichte einer spätantiken Religion. Göttingen 21980, S. 16.

24 vgl. Ernst Bloch, Atheismus im Christentum. Zur Religion des Exodus und des Reichs. Frankfurt/M. 1968, bes. S. 116-

120 und S. 231-237.

25 Dick, VAUS, S. 236.

26 a.a.O., S. 278.

27 zitiert nach Hubert Frankemölle, Die Welt als Gefängnis. Die gnostische Deutung des Menschen in der Welt – eine nicht nur historische Frage. In: Bibel und Kirche 1/1986. S. 22-33. Hier: S. 25.

28 Kurt Rudolph, Gnosis – eine spätanti.ke Weltanschauung. Ihre Denkstrukturen und Wurzeln. In: Bibel und Kirche 41/ 1986. S. 2-7. Hier: S. 7.

29 Albert Camus, Der Mythos von Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde. Hamburg 1984, S.11.

30 Frankemölle, S. 27.

31 zitiert nach Haardt, S. 175f.

32 a.a.O., S. 41. 

33 Dick, VALIS, S.28 lf.

34 zitiert nach Rudolph, Gnosis, S.84f.

35 Dick, VALIS,S.133f.

36 vgl. Artikel "Form und Materie (Stoff)" von C.v. Bornmann, W. Franzen, A. Krapiec, L. Oeing-Hanhoff und Artikel "Information" von H. Schnelle, in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, herausgegeben von Joachim Ritter, Stuttgart,

Basel 1972, Bd. 2 S. 977-1030 und Bd. 4

s. 356f.

37 vgl. Dick, VAUS, Tractates Nr. 47 "Duale Kosmogonie" und Nr. 48 "Überunsere Natur", S.284-288.

38 vgl. Rudolph, Gnosis, S. 137ff.

39 zitiert nach Haardt, S. 290.

40 Dick, VAUS, S. 154.

41 zitiert nach Haardt, S. 228.

42 a.a.O., S. 238.

43 Clemens Alexandrinus, Excerpta ex Theodoto 78,2, zitiert nach Rudolph, Gnosis, S. 80.

44 Paul Tillich, Der Mut zum Sein. In: GW XI, Sein und Sinn. Zwei Schriften zur Ontologie. Frankfurt/M. 31982. $. 13-139.

Hier: S. 107.

45 Tillich, S. 128f.

46 Uwe Anton, Ist Gott ein negantropisches Wirbelfeld? In: Dick, VALIS, S. 291-

301. Hier: S. 295.

47 Warrick, S.111.

48 Auf die zahlreichen religionsgeschichtlichen Bezüge wird von den Herausgebern der "Denkwürdigkeiten" leider nicht eingegangen.

49 Daniel Paul Schreber, Denkwürdigkeiten

eines Nervenkranken. Herausgegeben von Peter Heiligenthal und Reinhard Volk. Frankfurt/M. 1985, S.12. Vgl. auch S. 19, 21, 25f, 37, 43, 56,88 u. ö.

50 Schreber, S. 84.

51 Tillich, S.139.

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