Heute nachmittag geht mein Raumschiff nach Andromeda. Kein Problem, einfach auf WARP 20 gehen und mal eben die Welle machen. Ich besuche dort die Visponesen. Sie sind eine von 2600 Rassen in diesem Spiralnebel. Es geht um die Vereinigung des Milkyway-Imperiums mit der Andromeda-Union.
Kein Problem, wenn sich die SF der letzten 50 Jahre als zukunftsweisend erwiesen hätte. Immerhin: SF-Autoren lösten Probleme, die auch 50 Jahre später noch niemand hat.
Was war in Perry-Rhodans-Parallelwelt-Imperium los? Im Jahr 2012. Ich bin mir nicht sicher, aber es ist ja auch noch kein Meister von der Insel gefallen. Waren’s die Druuf, und gab es damals schon die hypertoiktische Verzahnung?
Meine intensive Befassung mit Perry-Rhodan endet mit der Hirn- und Körpertrennung des Großadministrators knapp nach Band 600. Nachdem er also hirnamputiert wurde, kam in mir der Verdacht auf, die ganze Serie sei wohl eher etwas für Hirnamputierte.
So wandte ich mich der damaligen Gegenwart zu und beschloss Politik zu machen. Immerhin eine Möglichkeit, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die nicht von dieser Welt sind. Aber oft außerirdische Vorstellungen von ihr haben.
Das Jahr 2012 – ich kann mich an keinen SF-Roman erinnern, in dem man nicht längst das Sonnensystem verlassen hatte. Oder wenigstens der Mars war besiedelt oder man konnte auf den Hügeln der Venus campen. Atombetriebene Autos mit eigenem Fusionsreaktörchen fuhren mit der Energie aus einer Bahnsteigkarte lebenslänglich über beschiente Straßen. Zur Planetenoberfläche zu beamen war normal und die Automation hatte zu "Wohlstand für alle" geführt.
Trotzdem immer wieder: Kampf, Kampf, Kampf. In den 50- und 60ern wurden Leute Autoren, die den 2. Weltkrieg erlebt hatten und keine Enkel gefunden hatten, denen sie ihre Erlebnisse erzählen konnten. Wie damals, so heute (sagen wir: nach 1960) - gekämpft wird immer, und über Sternenkrieger lacht die Waffenlobby. Sagt der Opa von morgen: Keiner sah, dass „wir“ das überlegene Konzept hatten. Wir, die Terraner. Wir, die Guten. Wir waren die Vereinigten Staaten der Menschheit und morgen der ganzen unendlichen Weiten, die bald demnächst ein Mensch sehen würde.
Auch „ernsthafte“ Autoren wären aus allen Wolken gefallen, erlebten sie nun 2012 wie es ist. Außer vielleicht George Orwell. Alle lieben den großen Bruder. Man zahlt mit Freuden, um in den Genuss seiner Wohltaten zu kommen. Man braucht keine Diktatur mehr, eine Demokratiesimulation genügt für diesen Erfolg. Wir leben auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Netzordnung.
Und: Flatrate ist angesagt im globalen Flachland. Man trägt sich ein bei einem „Gesichtsbuch“. Damit jeder lesen kann, wie wichtig jeder einzelne der eine Milliarde Nutzer ist. Man kauft Weichware von einer Firma „Winzigweich“, das Betriebssystem „Fenster 8.0“, das "Büro"Paket mit „Wort","Kraftpunkt" und ähnlichem Zinnober. Oder die Firma „Apfel“, verführt dazu, sich ein „Berglöwen“ auf das „Macbuch Luft“ zu ziehen. Von der Anschaffung des jeweils aktuellen „Ich-Kissen“ ganz zu schweigen.
-----wird fortgesetzt------w.s.bienek 2012